Hallo zusammen,
In unserer heutigen Gesellschaft ist Zeit zu etwas geworden, das vielen ständig fehlt – obwohl wir doch eigentlich mehr Möglichkeiten haben als je zuvor. Technik, Fortschritt, Digitalisierung – all das sollte uns das Leben erleichtern. Und doch scheint das Gegenteil der Fall zu sein.
Wir leben in einer Welt, in der Tempo, Produktivität und Effizienz an erster Stelle stehen. Morgens schnell E-Mails checken, tagsüber durch Meetings hetzen, abends noch „schnell“ den Einkauf, die Wäsche, die Steuer. Selbst unsere Freizeit ist durchgetaktet – Sport, Verabredungen, Hobbys – möglichst effektiv genutzt, versteht sich. Und wenn doch mal eine Lücke im Kalender auftaucht, macht sich oft ein schlechtes Gewissen breit. Als müssten wir jede freie Minute mit etwas „Sinnvollem“ füllen.
Dabei vergessen wir: Zeit ist nicht nur eine Ressource, die man managen oder effizienter nutzen kann. Sie ist unser Leben. Und wenn wir ständig nur funktionieren, verlieren wir irgendwann das Gespür dafür, was uns wirklich wichtig ist. Wann haben wir uns das letzte Mal erlaubt, einfach nur dazusitzen, ohne Ziel, ohne Ablenkung – und dem eigenen Gedanken nachzuhängen?
Oft heißt es: So ist halt die Zeit. So funktioniert die Welt heute. Aber wer hat das eigentlich entschieden? Wer hat festgelegt, dass wir ständig verfügbar sein müssen? Dass Pausen verschwendete Zeit sind? Dass „viel zu tun“ gleichbedeutend mit Erfolg ist?
Wenn man zurückblickt, wird klar: Es hat gerade einmal drei Generationen gebraucht, um unser Verhältnis zu Zeit und Leben grundlegend zu verändern. Die Generation unserer Großeltern lebte oft noch in einem natürlicheren Rhythmus – mit klaren Tagesabläufen, Zeit für Gespräche, Muße, echte Feierabende. Heute fühlen sich viele erschöpft, getrieben, zerrissen zwischen Anforderungen und Erwartungen.
Da stellt sich die Frage: Haben diese wenigen Generationen wirklich das Recht, unser Lebensgefühl so radikal zu verändern? Dürfen wir die Art, wie Menschen leben, fühlen, arbeiten und lieben, so stark beschleunigen, dass kaum noch Platz bleibt für das Wesentliche? Wir spüren bereits bei jungen Menschen eine Art Erschöpfung.
Vielleicht ist es an der Zeit, innezuhalten. Uns zu fragen, was wir wirklich brauchen – und was wir loslassen können. Denn Lebensqualität misst sich nicht daran, wie viele Aufgaben wir an einem Tag abhaken, sondern daran, wie wir uns dabei fühlen. Und ob wir noch Raum haben – für uns selbst, für echte Begegnung, für Stille.
Denn Zeit ist nicht nur Geld. Zeit ist Leben. Und wir sollten sorgsamer damit umgehen – nicht nur für uns, sondern auch für die, die nach uns kommen. Sie können es nur von uns lernen. Das Leben unserer Großeltern ist verschwunden.
Ich habe versucht in der Schweiz ein paar Szenen einzufangen, die an so ein Leben erinnern sollen. Vielleicht schaffen wir es ja Fortschritt und ein Leben mit Zeit zu verbinden. Nein und früher war auch nicht alles besser. Aber eine Mischung wäre doch eine Idee.
Danke für eure Zeit - Steffen